Freiwillige Feuerwehr
Böhlitz-Ehrenberg
Christian Hofmann
Jugendfeuerwehr Böhlitz-Ehrenberg
Die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Junge Brandschutzhelfer“ wurde am 1. März 1959 gegründet. Die Gründung erfolgte auf Anregung der Volksbildung der DDR. Arbeitsgemeinschaften dieser Art waren zu DDR-Zeiten der Volksbildung unterstellt. Unser Ansprechpartner war somit die 1. Polytechnische Oberschule, später Arthur-Feistkorn-Oberschule in der Pestalozzistraße. Hier gab es fast 25 Arbeitsgemeinschaften der unterschiedlichsten Art. Von Handarbeit bis Schiffsmodellbau war alles vertreten.
Die Schule hatte nicht das Fachpersonal sowie die technische Voraussetzung zur Ausbildung und Schulung der Kinder auf dem Gebiet des Brandschutzes. So kam unserer Freiwillige Feuerwehr ins Spiel.
Die Kameraden Heinz Rudolph und später Gerhard Schramm erklärten sich bereit, diese Arbeit mit den Kindern zu übernehmen. Jedoch musste die Schule die Kosten für Ausrüstung, Kleidung und organisatorische Maßnahmen übernehmen. Auch wenn die Dienste, die damals bereits donnerstags, 17:00 Uhr in unserem Feuerwehrdepot stattfanden, waren die Mitglieder dieser AG nicht Angehörige unserer Wehr. Aus anfänglich 9 Mitglieder stieg die Zahl bereits nach 6 Monaten auf über 18 „Pioniere“.
Diese Arbeitsgemeinschaft war bei den „Alten“ Kameraden unserer Wehr anfänglich nicht erwünscht. Es bestand die Meinung: Kinder sind laut, machen alles schmutzig, bringen alles durcheinander, gefährden die Einsatzbereitschaft und sich selbst.
Nach den ersten Ergebnissen bei Leistungsvergleichen und ähnlichen Veranstaltungen, spätestens jedoch nach der ersten Übernahme von Jugendlichen in die FFw als Nachwuchs, änderte sich auch diese Meinung.
Am 1. März 1989 feierte diese Arbeitsgemeinschaft ihr 30. Gründungsjubiläum mit Pfannkuchen, Kakao und Cola im Speiseraum des Schulhortes. Hierzu hatte die Schulleitung eingeladen.
Auch ein Absolvententreffen der ehemaligen „Jungen Brandschutzhelfer“, es waren noch insgesamt 20 Teilnehmer, fand in geselliger Runde statt.
Teilnehmer waren auch die Bürgermeisterin Frau Ursula Gnauck sowie die amt. Direktorin der POS, Frau Gabriele Blumtritt. Oberlöschmeister Fleischer des Volkspolizeikreisamtes Leipzig, Abt. Feuerwehr und die Kameraden Josef Topp und Hartmut Partzsch von der Wirkungsbereichsleitung Böhlitz-Ehrenberg überbrachten Glückwünsche.
Ein Novum war ein Fass Bier, gespendet von der Direktorin der POS für die „Ehemaligen“ der Arbeitsgemeinschaft.
Der Gründer der Arbeitsgemeinschaft, Kamerad Heinz Rudolph wurde als „Aktivist“ ausgezeichnet.
Aufgrund des 30 Jährigen Bestehens unserer AG „Junge Brandschutzhelfer“ wurde am 8. Juni 1989 auf dem „DIMO-Sportplatz“ ein Kreisleistungsvergleich der AG´s durchgeführt.
In der Pokalwertung gewann unsere 2. Mannschaft in der Altersklasse „Pioniere B“ den 1. Platz.
Es sollte der letzte Wettkampf dieser Art und Organisationsform in der Geschichte der „Jungen Brandschutzhelfer“ sein.
Die Wende 1989/1990 bereitete unseren Jungen und Mädchen kein Problem, gehörten Sie doch schon lange zu unserer Wehr, wenn auch rechtlich die Volksbildung das Sagen hatte.
Die Schulferien 1990, mit dem großen 100jährigen Jubiläum unserer FFw brachten auch für unsere AG die Wende, ohne dass es einer bemerkte.
Mit dem Beginn des Schuljahres 1990 zum 3. September hatte die „Volksbildung“ der DDR sowie die Schulen kein Interesse an den Arbeitsgemeinschaften. Dies führte in vielen Feuerwehren der ehem. DDR zur Auflösung dieser.
Nicht aber in Böhlitz-Ehrenberg, wir arbeiteten mit den Kindern und Jugendlichen einfach weiter und führten wie immer, donnerstags unseren Dienst durch. Über eine Auflösung bzw. Änderung der Strukturen wurde gar nicht nachgedacht,denn wir brauchten den Nachwuchs.
Lediglich den Namen änderten wir im Sprachgebrauch, wir nannten sie jetzt einfach „Jugendfeuerwehr“. Eine rechtliche Regelung gab es dazu noch nicht, wie es in allen anderen Bereichen war. Unser damaliger Leiter der Jugendfeuerwehr, später „Jugendfeuerwehrwart“, der Kamerad Rolf Backsmann, später Jörg Hübner und deren Helfer leisteten hier eine gute Arbeit.
Erst in dem neuen “Sächsischem Brandschutzgesetz“ vom 2. Juli 1991 tauchte der Begriff Jugendfeuerwehr, als eine Abteilung der jeweiligen Feuerwehr auf. Auch unsere Feuerwehrsatzung, es war die erste im Kreis Leipzig und Mustersatzung für alle FF, beinhaltete die Arbeit und Organisation der Jugendfeuerwehr.
Problematisch war das Aufnahmealter, es wurde gesetzlich von 16 auf 18 Jahre angehoben.
Hierdurch mussten wir die Jugendlichen in dieser Altersgruppe noch 2 Jahre weiterbeschäftigen. In vielen FF war dies ein Austrittsgrund, da die Jugendlichen allgemein die Lust verloren.
Wir fanden hier eine einfache Lösung und konnten unseren Nachwuchs für die Feuerwehrarbeit erhalten.
Nach einer Vielzahl von Beschwerden der Feuerwehren in den neuen Bundesländern über das Aufnahmealter in die FF wurde dieses 1994 wieder auf 16 Jahre herabgesenkt.
Das erste Zelt- und Ausbildungslager der Jugendfeuerwehr fand 1991 im Gelände der Ferienspiele in Böhlitz-Ehrenberg (Gelände am Ende des Parkweges) statt. Hier beteiligten sich die Jugendfeuerwehren von Markkleeberg und Wachau mit daran. Dieses Zeltlager sollte eine lange Tradition haben. Bis zur Eingemeindung 1999 wurde dies jährlich an den unterschiedlichsten Orten durchgeführt. Meistens in der „Möncherei“ in Markkleeberg, aber auch im Naturbad Luppa, bei Wermsdorf. Es stießen immer weitere Jugendfeuerwehren dazu, so dass die Teilnehmerzahl von 100 Jugendlichen oft überschritten wurde. Unser damaliger Jugendwart, Kamerad Jürgen Scheibe engagierte sich hierbei sehr, er übernahm die Funktion des Lagerleiters und vieles mehr.
Mit der Eingemeindung nach Leipzig kam es zu Änderungen im Kreisfeuerwehrverband Leipzig-Land. Waren doch 11 Mitgliedsfeuerwehren und mit ihnen natürlich die Jugendfeuerwehren ausgeschieden und zum Stadtfeuerwehrverband Leipzig gewechselt.
Die Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes LL fassten 1999 den Beschluss, die angesparten Mittel des Verbandes zu gleichen Teilen den Jugendfeuerwehren zu übergeben. Dies war für unsere Jugendfeuerwehr finanziell eine sehr gute Zuwendung.
Nach der Eingemeindung zu Leipzig gab es seitens der Stadtverwaltung und dem Brandschutzamt einigen Differenzen aufgrund der Teilnahme von Jugendlichen aus dem Umland. Dies konnte jedoch organisatorisch geklärt werden. So gab es mehrere Jahre zwei Jugendlager (Stadt und Land), an dem alle Jugendlichen gemeinsam teilnahmen.
Die Stadtjugendfeuerwehr Leipzig, welche Mitglied im Leipziger Feuerwehrverband ist, ist sehr engagiert und aktiv. Es gibt hier 21 Jugendfeuerwehren mit über 300 Mitgliedern unter einheitlicher Führung. Unsere Jugendfeuerwehr hat sich unter der Leitung unserer Jugendwarte Jürgen Scheibe, Markus Kupka, Norman Kießling und dem Helferteam gut eingebracht. Jährliche gemeinsame Veranstaltungen gestalten das Jugendleben aktiv. Es gibt ein Jugendforum, in welchem die jeweiligen Jugendsprecher der einzelnen Wehren mitarbeiten.
Das Unterstellungsverhältnis ist neben der Zuordnung zur jeweiligen freiwilligen Feuerwehr über den Leipziger Feuerwehrverband e.V. zur Landesjugendfeuerwehr und zur Deutschen Jugendfeuerwehr geregelt.
Ein Höhepunkt dieser Organisation war die Teilnahme der Leipziger Jugendfeuerwehren an einem internationalen Jugendlager in Finnland (2018).
Höhepunkt in diesem Jahr wäre der 5. Landesjugendfeuerwehrtag Sachsen in Leipzig. Dieser wurde aufgrund der Coronapandemie leider abgesagt und auf 2024 verschoben.
Unverändert führen wir nunmehr unseren wöchentlichen Dienst „Donnerstags 17:00 Uhr“ durch. In den 63 Jahren des Bestehens unserer „Jugendfeuerwehr“ in Böhlitz-Ehrenberg sind ca. 160 Mitglieder zur aktiven Feuerwehr gekommen (Freiwillige- und Berufsfeuerwehr). Insgesamt waren ca. 1.200 Kinder und Jugendliche Mitglied in unserer Jugendfeuerwehr.
Aus dem Gründungsjahr 1959 ist der Kamerad Christian Hofmann als einziger noch Mitglied in unserer Wehr.
Ihre Freiwillige Feuerwehr
Böhlitz-Ehrenberg